Judasohren (Auricularia auricula-judae) wachsen bevorzugt an Holunder und zwar an alten abgestorbenen Ästen.
Ein Spaziergang durch Schnee und Holunder…
Der April ist kein schlechter Monat um Judasohren zu sammeln. Zumindest nicht schlechter als jeder andere Monat. Und da wir hier in Tirol aufgrund des erneuten Wintereinbruchs, weit weniger mit dem Sammeln, Konservieren und Verarbeiten der Frühlings-Wildpflanzen zu tun haben, sondern eher mit dem Genuss selbiger und dem Anfeuern unseres Holzofens, sowie der Lektüre spezifischer Literatur und der Planung unseres Wildpflanzengartens samt Holzterrasse und Hochbeet, ist die Zeit eh gut geeignet, mal Neues zu entdecken.
Also machten wir uns heute morgen auf, um alten Holunder zu finden und siehe da, entlang eines Waldes wurden wir fündig – wirklich alte knorrige Holunder, viele bemoost, alt und schwach, der ideale Ort also um den Schwächeparasiten Judasohr zu finden. Ja, und wir wurden fündig… HURAAAAAAAAAA
Durch das feuchte, nasskalte Wetter, waren sie richtig angesogen und frisch. Da die Pilze fast beliebig oft auf ein Minimum zusammenschrumpfen und wieder aufquellen können, sieht man sie am besten nach Phasen mit feuchter Witterung.
Die Deutsche Gesellschaft für Mykologie hat das Judasohr (Auricularia auricula-judae (Bull.) Wettst. 1886) zum Pilz des Jahres 2017 gewählt. Der Speisepilz hat die Form einer Ohrmuschel und ist auch für unerfahrene Pilzsammler leicht zu bestimmen.
Deutsche Gesellschaft für Mykologie: Pilz des Jahres
Ein Verwandter des Holunderpilzes ist der Mu-Err, bekannt aus dem China-Restaurant. Aber der “wilde” Holunderpilz aus dem nahen Wald ist alleine schon aufgrund der Eigenfundfreude dem gezüchtetem Pendant vorzuziehen.
Der Pilz beeinflusst die Fließeigenschaften des Blutes, wirkt entzündungshemmend und stärkt unser Immunsystem. Er hilft bei Thrombosen, Krampfadern und Erkrankungen der Herzkranzgefäße. Er hilft Herzinfarkten und Schlaganfällen vorzubeugen und ist im Winter ein ausgezeichneter Speisepilz. Ich persönlich verwende ihn hauptsächlich für wärmende Suppen, weil er in diesen seine Konsistenz behält und mit seinem hohen Eiweißgehalt zudem noch äußerst nahrhaft ist.
Am liebsten genießen wir das Judasohr, übrigens auch Holunderschwamm genannt, frisch. Jedoch trocknen wir die Pilze auch gerne und vermahlen sie anschließend zu einem Pulver. Dieses kann man dann in Teesackerlmenge mit kochendem Wasser aufgießen und als vorbeugende Medizin verwenden.
Es gilt als gesichert, dass das „Waldohr“ in China als Speisepilz seit mehreren tausend Jahren Verwendung findet. Damit aßen die Menschen pure Gesundheit. In der chinesischen Medizin kommt es seit etwa 1500 Jahren zum Einsatz; so lange schon wird es in China auch systematisch in großen Mengen gezüchtet. Damit zählt das Judas-Ohr zu den ältesten Kulturpilzen überhaupt. Etwa 1,1 Millionen Tonnen werden alljährlich angebaut.
Auch in Heil- und Kräuterbüchern – wie etwa in „Das Kreütter Buch“ von Hieronymus Bock (1. Aufl. 1539) – hat es seit Jahrhunderten seinen festen Platz und findet in der Praxis wissender Heiler und Heilerinnen seine Anwendung. Hildegard von Bingens konkrete Beschreibung eines an Holunderbäumen wachsenden Pilzes kann nur dem Judasohr gegolten haben.
In der Vergangenheit wurde er in Apotheken unter dem Namen Fungus Sambuci-Holunderschwamm oder volkstümlich „Augenschwümli“ ganz offiziell gehandelt. Der zweite Name gibt einen Hinweis auf seine Heilkraft bei Augenentzündungen: im Mittelalter legte man sich für einige Zeit die eingeweichten Fruchtkörper quasi als Umschlag auf die erkrankten Augenlider oder massierte sich vorsichtig das dickliche Einweichwasser ein (Edmund Michael, 1905). Aber auch bei anderen Entzündungen fand der Pilz Verwendung.
Dieser Blogbeitrag gibt keine medizinischen Empfehlungen. Die Informationen sollen nicht benutzt werden anstelle oder als Ersatz für professionelle medizinische Behandlung oder Beratung. Sie ersetzen nicht den Gang zum Haus- oder Facharzt.